Anne Frank Grundschule in Halberstadt

Dieter Kunze und Sabine Scholz schreiben:

Wie Geschichtsunterricht schon an Grundschulen funktioniert.

Ein Name spielte gestern an vielen Schulen der Region eine Rolle: Anne Frank. Auch in den Grundschulen war das Schicksal des jüdischen Mädchens Thema. Gestern wäre Anne Frank 90 geworden.

Eine Drittklässlerin brachte es auf den Punkt: „Wie dumm waren die denn? Das ist doch kein Grund, wen umzubringen.“ Reaktion auf die Auskunft, dass Anne Frank ebenso wie die in Halberstadt geborene Miriam Lundner nur deshalb bereits als Kind oder Jugendliche sterben mussten, weil sie jüdischen Glaubens waren.

Die Miriam-Lundner-Grundschule beteiligte sich gestern am Anne-Frank-Tag. „Wir haben durch unsere Namensgeberin einen besonderen Bezug zu dem Thema“, sagte Korinna Knackstedt, die mit ihrer Kollegin Susanne Fritsche das Projekt für die beiden dritten Klassen der Schule vorbereitet hatte. Sie nutzten dafür nicht nur acht große Plakate des Anne-Frank-Zentrums Berlin, sondern auch die Zeitung, die als Lernmaterial entwickelt wurde. Durch Fotos und kurze Texte erfuhren die Jungen und Mädchen, wer Anne Frank war, das ihre Familie vor den Nationalsozialisten in die Niederlande floh und sich dann auch dort vor der deutschen Besatzungsmacht auf einem Dachboden verstecken mussten. Zum 13. Geburtstag bekam Anne ein Tagebuch geschenkt, dessen Eintragungen später weltberühmt werden sollten. Anne Frank starb 1945 mit 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

In der Grundschule „Anne Frank“ gab es zum 90. Geburtstag der Namensgeberin gleich mehrere Projekttage. „Das Thema wird im Rahmen des Sachunterrichtes jedes Jahr behandelt“, sagte Schulleiter Tobias Marx. Gestern besuchten die Viertklässler die Moses-Mendelssohn-Akademie und mit Direktorin Jutta Dick die frühere jüdisches Schule Halberstadts. Deren Leiter war der Vater Miriam Lundners gewesen. Zuvor hatten die Schülersprecher in der Aula Texte zu Anne Frank vorgelesen und passende Zitate an die Wand geheftet. Am Mittag, zurück vom Besuch der MMA, übergab Jutta Dick auf dem Schulhof den Schülern ein Video mit einem Interview mit Lilliyan Rosenberg, einer Überlebenden aus der jüdischen Gemeinde in Halberstadt.

„Ich will nicht umsonst gelebt haben“, zitierte der Schulleiter Marx aus Anne Franks Tagebuch. „Das Buch sollte wachrütteln, damit künftig niemand mehr verfolgt oder getötet wird“. Die Halberstädter Schule trägt seit der Einführung der zehnklassigen polytechnischen Oberschule zum Schuljahr 1961/1962 den Namen „Anne Frank“. Unterstützung gab es für das diesjährige Projekt von der Anne-Frank-Stiftung. Auch die Halberstadtwerke unterstützten das Projekt gern, wie Vertriebschef Peter Schubert betonte. „Die Erinnerung an Zeitzeugen wach zu halten, sehen wir als wichtige Aufgabe“, sagte er. Sebastian Hübner berichtete, dass das Unternehmen für alle über 240 Schüler je einen bunten mit Helium gefüllten Luftballon bereitstellt. „Die Farben sollen unsere Vielfalt ausdrücken“, sagte der Firmensprecher.

Am Vormittag versahen die Schüler papierne Friedenstaube mit einer Nachricht und befestigten diese an den Ballons. Bevor die in die Luft stiegen, sang die Klasse 2b noch an der Anne-Frank-Statue das Lied „Kleine weiße Friedenstaube“. Jetzt sind alle gespannt, ob sich jemand meldet, der weit weg die Nachricht gefunden hat. Bei einer ähnlichen Aktion vor zehn Jahren kam eine Antwort sogar aus Österreich.

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