Gymnasium Martinum

Auf der Homepage des Martinium Gymnasiums hat  Timo Zinczuk  folgendes berichtet:

Vor einigen Tagen war wieder der 12. Juni. Aber was ist einmal an diesem Tag geschehen? Was macht diesen Tag so besonders? Nun, am 12. Juni 1929 wurde Anne Frank in Frankfurt am Main geboren. Nachdem sie mit ihrer Familie 1934 vor den Nationalsozialisten in die Niederlande fliehen musste, lebte sie dort viele Jahre lang. Schließlich erlitt sie aber dasselbe grauenhafte Schicksal, welches auch sechs Millionen andere Jüdinnen und Juden in Europa traf: Nach ihrer Deportierung 1944 ins KZ Bergen-Belsen wurde Anne Frank dort 1945 ermordet.

Interessant ist aber auch, dass es eine Emsdettener Verbindung zu Anne Frank gibt: Zwei gute Freunde von ihr waren Hermann und Herbert Wilp kamen nämlich aus Emsdetten. Während Herbert 1943 im KZ Auschwitz ermordet wurde, überlebte Hermann und kehrte nach dem Krieg nach Emsdetten zurück.

Aber warum erinnern wir uns heute besonders an Anne Frank, und nicht so sehr an eines der vielen anderen Holocaustopfer? Anne Frank hat in ihrer Jugend, insbesondere in der Zeit, als sie sich mit ihrer Familie vor den Nazis verstecken musste, ein sehr detailliertes Tagebuch geführt. Hier hat sie genau beschrieben, welchen Einfluss die antisemitische und rassistische Diskriminierungspolitik der Nazis auf das Leben von ihr und ihrer Familie hatte. Daher repräsentiert sie heute alle Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Außerdem steht die Ermordung einer Minderjährigen, einer Jugendlichen, ja eines Kindes sinnbildlich für die Skrupellosigkeit und Unmenschlichkeit der Nazis.

Heute ist es unsere Pflicht als Deutsche, aber auch schlicht und einfach als Menschen, das so etwas Barbarisches nie wieder passiert, deshalb gedenken wir am 12. Juni Anne Frank und allen anderen Opfern der Nazis.

Allerdings haben wir Rassismus und Antisemitismus heute leider immer noch nicht überwunden. Um das zu begreifen, müssen wir nicht einmal in die USA schauen, wo die Ermordung des Schwarzen George Floyd erschreckenderweise zeigt, dass auch heutzutage noch rassistische Gewalt von Staatsgewalt ausgeübt wird. Aber auch hier in Deutschland gibt es traurigerweise genug Beispiele für rassistisch und antisemitisch motivierte Verbrechen, wie der Anschlag auf Menschen mit Migrationshintergrund in Hanau vor drei Monaten oder der Anschlag auf eine Synagoge in Halle im Oktober des vergangenen Jahres zeigen. Und dies sind leider auch nur einige Beispiele für rassistische und antisemitische Verbrechen in den letzten Jahren in Deutschland.

Daher begehen wir dieses Jahr nun schon zum vierten Mal den Anne Frank Tag. Um uns daran zu erinnern, welche schrecklichen Verbrechen von den Nazis in Deutschlands Namen begangen wurden. Um uns darauf aufmerksam zu machen, dass es auch heute leider noch Antisemitismus und Rassismus gibt. Um uns alle zu ermutigen, in unserem alltäglichen Leben gegen eben diese menschenverachtenden Weltbilder einzustehen und zu verhindern, dass so etwas wie der Holocaust jemals wieder passiert.

Bei dem Anne Frank Tag in diesem Jahr lautet das Motto “Freiheit”. Unser Martinum ist eine von 340 Schulen, die deutschlandweit am Anne Frank Tag teilnehmen. Dabei geht neben den Grundrechts- und Freiheitseinschränkungen, die Anne Frank persönlich durch die Nazis widerfahren sind, auch darum, wie die Nazis 1933/34 in Deutschland die Macht ergreifen und eine Diktatur errichten konnten. Denn dies waren die wichtigsten Freiheiten, die die Nazis damals zerstört haben und die wir auch heute wieder wegen Populisten zu verlieren drohen. Die Freiheiten des Individuums, sich frei zu entfalten, unabhängig von der ethnischen und religiösen Zugehörigkeit, denn es ist unvorstellbar, wie viele Freiheiten die Nazis den Juden und anderen Opfergruppen genommen haben: Die Teilnahme am öffentlichen Leben, das Verbot, eine Schule zu besuchen, das Verbot, im öffentlichen Dienst zu arbeiten und leider noch einiges mehr. Aber es geht auch um die Freiheit der Gesellschaft, um die Demokratie, denn diese verhindert, dass es jemals wieder Rechtsextremen gelingt, in Deutschland eine Diktatur zu errichten und diese zu nutzen, um Menschen zu diskriminieren und ihrer Rechte und Freiheiten zu berauben.

Um es abschließend noch einmal auf den Punkt zu bringen, es geht bei dem Anne Frank Tag darum, aus der Vergangenheit zu lernen, damit wir es in der Zukunft besser machen und alle Menschen so behandeln, wie sie sind: Gleich.

Kontakt

Gymnasium Martinum Emsdetten Wannenmacherstr. 61 48282 Emsdetten

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