Gymnasium Stadtfeld

Sabine Langhoff, Lehrerin am Stadtfeldgymnasium in Wernigerode, schreibt:

In Sachsen-Anhalt unterrichten wir ja noch immer in Kleingruppen, so dass EIN TAG gar nicht möglich war. Also haben wir mehrere Wochen dafür genutzt: Entscheidend für Vorbereitung und Planung ist auch gewesen, dass wir mehrere Jahrgänge, insgesamt 11 Klassen, eingebunden haben und manche Schüler "Das Tagebuch der Anne Frank" natürlich längst kannten.

Wir sind nämlich seit einigen Jahren "Schule ohne Rassismus - Schule ohne Gewalt". Im Rahmen des Netzwerkes führen wir jedes Jahr mehrere Projekte durch. So waren Schüler unserer Schule beispielsweise 2015 Guides der Anne Frank Wanderausstellung. Auch gestalten unsere Schüler im KZ-Außenlager „Veckenstedter Weg“ jedes Jahr den Holocaustgedenktag. Zur Vorbereitung haben die Schüler der Klassenstufen 7-9 passende Bücher unter Vorgabe umfangreicher Aufgaben (homeschooling) gelesen und über die schulinterne digitale Plattform miteinander geteilt und besprochen. So haben sie beispielsweise Buch-, Film- und vergleichende Buch-Film-Analysen sowie Figurencharakterisierungen- je nach LP und Altersgruppe - angefertigt. Dazu haben wir Filmlisten und Filme bereitgestellt, auch Spielfilme wie "Monumentsmen", die helfen sollten, ein Gefühl für die Zeit zu schaffen. Leider ist es ja in dieser Zeit schwierig gewesen, wirklich miteinander zu reden.
Weiterhin haben sich unsere Schüler mit dem Freiheitsbegriff auseinandergesetzt, sich selbst und, soweit möglich, Familien, Bekannte, Nachbarn, Freunde nach deren Vorstellungen von Freiheit befragt. Dabei haben sie überaus interessante Erfahrungen gemacht. So schreibt Nele Glaser aus der 9a folgendes zum Thema:

Wenn man sich umhört und nach Antworten auf die Frage „Was bedeutet Freiheit für dich?“ sucht, bekommt man oft zu hören „tun und lassen können, was ich will“ oder „mir meine eigenen Regeln und Grenzen setzen“. Echt jetzt? Mehr nicht? Wir erleben zwar in vielen Situationen das genaue Gegenteil und sind dann den Pflichten, Vorgaben und Erwartungen ausgesetzt, die uns unfrei fühlen lassen. Das Gefühl dieser Unfreiheit lässt sich mit unserer Kindheit erklären. Das Kleinkind will noch spielen – Mama sagt, es geht ins Bett. Der Jugendliche will ein Computerspiel, das erst ab 18 ist, doch Papa erlaubt es nicht. Menschen, die Antworten geben wie oben beschrieben, verbinden Freiheit mit genau diesen Dingen. Lange aufbleiben, Computerspiele, lange ausschlafen und drauf warten 18 zu werden, um nicht mehr den Vorgaben der Eltern gehorchen zu müssen.
Doch was steckt wirklich hinter diesem so großen und bedeutungsvollen Wort „Freiheit“?
Jeder hat seine eigene und somit andere Definition von Freiheit. Sei es finanziell frei oder persönlich unabhängig zu sein. Für andere bedeutet es, seine Meinung frei zu äußern, ohne dafür politisch verfolgt zu werden. In unserer Welt haben wir so viele Freiheiten, die uns ein schönes Leben ermöglichen. Sei es sich frei zu bewegen oder in ein fremdes Land zu reisen. Sieht man das Ganze im Gegensatz zur Vergangenheit, wie beispielsweise zur Verfolgung der Juden im 2. Weltkrieg oder zu anderen Ländern, in denen nicht demokratisch regiert wird oder Krieg herrscht, wird einem schnell klar, welch Glück die Bürger aktuell in Deutschland haben.
Für mich bedeutet Freiheit, in Frieden aufwachsen zu dürfen. Jeden Morgen ohne die Angst aufzustehen, dass dies der letzte Tag sein könnte und mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Ich habe die Freiheit mir durch Bildung, die jedem offensteht, mein zukünftiges Berufsleben nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Freiheit beginnt in erster Linie bei mir selbst, meiner Glaubensrichtung, meinen Leidenschaften und meiner ganz eigenen Meinung. Für mich ist das von mir gelebte alltägliche Leben eine sehr gute Definition von Freiheit. Das Leben in Deutschland bedeutet Freiheit und ist keine Selbstverständlichkeit. Dafür darf man auch mal Demut zeigen und eine optimistische Sichtweise auf die Dinge haben.  

Schließlich haben wir unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln gut zwei Wochen lang den Anne Frank Geburts-Tag begangen, mit den zur Verfügung gestellten großformatigen Plakaten in einer Ausstellung und Gesprächsrunden in den Kleingruppen.

 

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