Internationale Oberschule Meerane

Die Schule berichtet:

»Zuerst war es ein bisschen ungewöhnlich und auch eigenartig für die Klasse 7 der Internationalen Oberschule Meerane: Wir lesen das Tagebuch eines jungen Mädchens. So eine Art Lektüre kannten die meisten noch gar nicht. Aber bald zeigte sich, dass in diesen Aufzeichnungen viele interessante und bewegende Gedanken enthalten sind, die es zu entdecken und zu verstehen galt. Zunächst ist da das Mädchen Anne Frank – ein Teenager, der sich alles von der Seele schreibt, der über sein Leben und die Menschen in seinem Umfeld nachdenkt. Darin konnten sich durchaus auch die Schülerinnen und Schüler wiederfinden – denn Begegnungen aus dem Schulalltag, das Verhältnis zu Gleichaltrigen, die Konflikte mit den Erwachsenen oder das erste Verliebtsein spielen auch für sie eine wichtige Rolle.

Doch sehr schnell wird in diesen Darstellungen deutlich, dass für Anne Frank vieles anders war als für die Jugendlichen heute. Und damit begann eine Spurensuche, bei der wir nicht nur in Annes Tagebucheinträgen lasen, sondern auch von vielfältigen Arbeitsmaterialien begleitet wurden: Man konnte eine Nachbildung des Tagebuchs in den Händen halten, die Plakate gaben Einblick in Annes Lebenswelt bis zum Untertauchen. Bilder, Grafiken, ein Modell des Hauses in der Prinzengracht und der virtuelle Rundgang, der auf www.annfrank.org zur Verfügung steht, veranschaulichten die Verhältnisse im Versteck. So wurden Annes Beschreibungen, die vielen Probleme und Einschränkungen während des Untertauchens besonders gut nachvollziehbar.

Auch in der Anne Frank Zeitung wurde intensiv gelesen. Sie enthielt viele Hintergrundinformationen zu den politischen Verhältnissen der damaligen Zeit und zu Annes Lebensweg. Bei all dem begegnete uns immer wieder ein Wort: Freiheit. Die fehlte in Annes gesamtem Leben. War dieses Fehlen für Anne anfangs noch nicht so deutlich – sie war noch ein Kind und die Eltern hielten vieles von ihr fern – schreibt sie im Tagebuch doch bald sehr intensiv und eindrücklich über die immer größeren Einschränkungen, denen sie als Mädchen jüdischer Herkunft ausgesetzt war und die sie schließlich zwangen, in einem Versteck zu leben. Manchen Schüler*innen war es zuerst recht großzügig erschienen – aber frei sein konnte hier keiner der Untergetauchten. Das wurde schnell allen klar.

Und damit waren wir mitten in der Diskussion über den Wert von Freiheit und auch in der Gegenwart angekommen. Viele hatten darüber noch gar nicht so genau nachgedacht, denn bisher war es für sie irgendwie etwas Selbstverständliches, in Freiheit leben zu können. Erst von Annes Geschichte wurden sie dazu angeregt, genauer zu hinterfragen, was diese Freiheit bedeutet. Ihre Gedanken hielten die Schüler*innen in kleinen Texten fest. Auch die Beiträge in der Anne Frank Zeitung, in denen Jugendliche im Jahr 2020 über ihre Erfahrungen mit Freiheit und deren Einschränkungen berichten, enthielten reichlich Denkanstöße. Denn es gibt noch immer verschiedenste Gründe, die es schwer oder unmöglich machen können, sich frei zu fühlen. Deshalb ist es wichtig, Anne Franks Tagebuch auch heute noch zu lesen. Das Material des Anne Frank Zentrums hat uns dabei sehr unterstützt. Herzlichen Dank.«

Kontakt

Internationale Oberschule Meerane, Chemnitzer Str. 15, 08393 Meerane, www.internationale-oberschule-meerane.de