Jugendanstalt Hameln

Die Schule berichtet:

»12. Juni. Das ist Anne Franks Geburtstag. Um dieses Datum herum ruft in jedem Jahr das Anne Frank Zentrum in Berlin mit Unterstützung des Amsterdamer Anne Frank Hauses zum Anne Frank Tag als bundesweitem Aktionstag gegen Antisemitismus und Rassismus auf. Rund 500 Schulen und 4 Jugendstrafanstalten haben sich in diesem Jahr beteiligt. Mit dabei: Fünf Schulkurse und die Literaturwerkstatt »Schreibzelle« in der Jugendanstalt Hameln.

Aula und Klassenräume wurden zu einer Ausstellung umgestaltet und ausstaffiert. Jeder Kurs und die »Schreibzelle« haben ein eigenes Thema erarbeitet: »Verfolgt, bedroht, geflüchtet – Schicksale in der NS-Zeit und Heute« haben die Realschüler vorbereitet unter anderem mit einer »Gefühlstafel«, auf der Ausstellungsbesucher aufschreiben konnten, wie es ihnen auf der Flucht ergangen wäre.

»Juden ist das Halten von Hunden, Katzen, Vögeln usw. verboten«. Unter dieser Überschrift hatte der Trainingskurs in seinem Unterrichtsraum die Wände und den Boden mit den unzähligen Erlassen und Verordnungen beklebt, mit denen die Jüdinnen und Juden unterdrückt und verfolgt worden waren. Ebenso beeindruckend wie beklemmend der Beitrag »Das Hinterhaus«.
Die Teilnehmer des Hauptschulkurses hatten ein 3D-Modell des Hauses mit dem Versteck der Familie Frank gebaut und auf Schautafeln die Bewohner*innen des Verstecks und ihre Schicksale vorgestellt. Mit einer geschickten Lichtinstallation weckte der U-Haft-Beitrag »Zeitstrahl – Chronik einer Terrorherrschaft« viel Interesse sogar an trockenen Geschichtsdaten. Außerdem war ein Teil des Klassenraumes mit Möbeln und Gegenständen dekoriert worden, die es so auch damals im Versteck und im Vorderhaus gegeben haben könnte. Staunen löste bei der Generation Smartphone vor allem das große schwarze Bakalit-Telefon mit Wählscheibe, Hörer und Kabeln aus.

Der Sprach- und Integrationskurs hatte Annes Tagebuch in einfacher Sprache als Unterrichtlektüre. Auf einer Wandzeitung stellten sie Annes wichtigste Lebensstationen zusammen. Selbst ausgewählte Zitate aus dem Tagebuch waren auf Plakaten zu lesen, teils mit selbst gefertigten Illustrationen. Die Schreibzelle, eine Freizeitgruppe in der JA, hatte alle Inhaftierten zum Schreib- und Malwettbewerb »Mach Deinen Tagebucheintrag« aufgefordert und präsentierte auf Pinnwänden die Siegerbeiträge und eigene Texte. In den Pausen konnten die Schulkurse ihr Wissen über die jüdische, christliche und muslimische Religion im Spiel »Gemeinsamkeiten« messen. Dabei geht es darum aufzuzeigen, dass die drei Glaubensrichtungen viel mehr Gemeinsames als Trennendes haben und deshalb religiös begründete Verfolgung, Unterdrückung und jede Form von Extremismus und Intoleranz falsch und zu verurteilen sind.

Beeindruckende Beiträge, präsentiert von engagierten, überzeugten und überzeugenden Guides. Jeder Kurs hatte zwei Schüler benannt, die von 8:00 bis 15:00 Uhr Mitschülern aus den anderen Kursen, Auszubildenden aus den JA Betrieben und Bediensteten jeweils ihren Ausstellungspart gekonnt präsentierten. »Die Guides hatten sich alle sorgfältig auf ihre Inhalte und ihre Rolle vorbereitet. Höchste Anerkennung dafür. Am meisten beeindruckt hat mich aber ihre persönliche Betroffenheit vom Thema, die allen deutlich anzumerken war« so das Fazit von JA-Leiter Wolfgang Kuhlmann nach seinem Ausstellungsrundgang.
Den Auftakt zum Anne Frank Projekt der JA-Schule hatte es bereits am Freitag gegeben. Gemeinsam mit ihren Kursleiterinnen und Kursleitern hatten die Guides in der Aula den Livestream »Meet a Jew« der Elisabeth-Selbert-Schule verfolgt, ebenfalls ein Projekt zum Anne Frank Tag.«

Adresse

Jugendanstalt Hameln, Tündernsche Str. 50, 31789 Hameln, www.jugendanstalt-hameln.niedersachsen.de