Evaluation zum Anne Frank Tag

Um den Anne Frank Tag als Aktionstag von Schulen gegen Antisemitismus und Rassismus zu evaluieren, hat das Anne Frank Zentrum 2022 eine Studie in Auftrag gegeben. Für die rege Teilnahme an der Online-Umfrage und den Diskussionsgruppen bedanken wir uns bei allen beteiligten Lehrkräften!

Die Befragung von 260 Lehrkräften zeigt die sehr gute Annahme des Anne Frank Tags als Bildungsangebot zu Nationalsozialismus, Holocaust, Antisemitismus und Rassismus. Bemerkenswert ist die breite regionale Streuung der teilnehmenden Schulen. Dabei ist jeder Schultyp vertreten: Grundschulen, Förderschulen, Hauptschulen, Berufsbildende Schulen, Gymnasien usw. Die  Alterspanne erstreckt sich von der ersten bis zur dreizehnten Klasse, mit klarem Schwerpunkt auf den Stufen acht bis zehn (62,5%) und den Stufen fünf bis sieben (26,3%). Die hohe Akzeptanz des Anne Frank Tags spiegelt sich auch in der stetig wachsenden Teilnahme: Bei der Etablierung des Aktionstags im Jahr 2017 engagierten sich 84 Schulen – im Jahr 2022 bereits 610 Schulen.

Der Anne Frank Tag wird von Lehrkräften mit starker Motivation zur Vermittlung der Lerninhalte durchgeführt: Beinahe alle Befragten stimmten voll und ganz der Aussage zu: »Ich halte die Themen Nationalsozialismus/Holocaust/Antisemitismus/Rassismus als Teil der Allgemeinbildung für Schüler*innen für sehr wichtig.« Für die allermeisten beteiligten Lehrkräften ist der Anne Frank Tag außerdem als »politisches Engagement für eine demokratische Gesellschaft« bedeutsam. Die Schüler*innen werden durch den Aktionstag an die Auseinandersetzung mit Geschichte herangeführt, die auch als Impulsgeber zur Reflexion aktueller gesellschaftlicher Themen dient. Darüber hinaus wird der Aktionstag als Gelegenheit zur Vernetzung mit Initiativen vor Ort begriffen.

Die Organisation des Anne Frank Tags wird positiv bewertet. Der Anmeldeprozess wird nach der Umfrage von den Lehrkräften als einfach empfunden. Die Webseite gilt als gut verständlich. Einverstanden sind die Lehrkräfte darüber hinaus mit der Kommunikation zum Projektverlauf. »Sehr zufrieden« oder »zufrieden« sind die meisten Lehrkräfte (80,6%) mit der digitalen Veranstaltung zur Einführung in die Lernmaterialien. Verbessert werden sollte hingegen die digitale Eröffnungsveranstaltung zum Anne Frank Tag. So wird der Livestream als Veranstaltungsformat zwar von 77,3% der Befragten als »für Schulen attraktiv« beschrieben und eine Weiterführung dieses Angebots gewünscht. Gleichzeitig wird die konkrete Ausgestaltung im Jahr 2022 hinsichtlich der Inhalte und der zeitlichen Dauer der Eröffnung als nicht ausreichend schülerorientiert bewertet.

Positive Rückmeldung erhalten die analogen und digitalen Lernmaterialien, die das Anne Frank Zentrum allen teilnehmenden Schulen jährlich zum Anne Frank Tag zur Verfügung stellt. Besonders die Plakatausstellung, die Anne Frank Zeitung und das Zeitzeug*innen-Video erfahren großen Zuspruch und werden viel genutzt. Dabei kommt der Wunsch der Lehrkräfte nach stärkerer Binnendifferenzierung der Lernmaterialien zum Ausdruck: So gibt es die Rückmeldung, Arbeitsaufgaben seien für Schüler*innen der höheren Klassen zu einfach und für Schüler*innen der unteren Klassen zu schwierig. Außerdem wird die Übersetzung der Lernmaterialien in andere Sprachen angeregt, insbesondere in Leichte Sprache Deutsch. Hier zeigt sich der Bedarf an barrierearmen Lernmaterialien. Häufig gewünscht werden auch Übersetzungen in die Sprachen Ukrainisch und Arabisch.

Das Anne Frank Zentrum wird den Anne Frank Tag auf der Grundlage der Evaluation weiterentwickeln. Die Anregungen der befragten Lehrkräfte zur Ausgestaltung des Aktionstags sollen sukzessive umgesetzt werden. So wird bereits zum Anne Frank Tag 2023 dem Wunsch nach stärkerer Binnendifferenzierung der Lernmaterialien Rechnung getragen.